Anfangs der 1970er Jahre zerstörte der Grassy-Stunt-Virus (GSV) über 116.000 Hektaren Reisfelder in ganz Asien.[i] Das Virus, das durch Nilaparvata lugens, eine braune Zikadenart, übertragen wird, verhindert eine korrekte Ausbildung der Reiskörner oder lässt diese gar ganz verkümmern. Ein großflächiger Befall mit GSV kann zu stark verminderten Erträgen oder einem Komplettverlust der Ernte führen. Das Magazin Economist schätzt, dass GSV Schäden von 300 Millionen Dollar verursacht hatte, was auf den Dollarwert 2015 mehr als 1 Billion Dollar entspricht.[ii]
Forscher des International Rice Research Institute prüften daraufhin 6723 verschiedene kultivierte und wilde Reissorten auf eine Virenresistenz. Nur eine zeigte diese Resistenz: Eintragsnummer 101508, eine Probe der wilden Sorte Oryza nivara. Durch Kreuzung dieser wilden Spezies konnten Reisvarianten gezüchtet werden, die gegenüber GSV resistent sind. Diese wurden anschließend in vielen Ländern Asiens zugelassen, wodurch Ernteverluste vermieden werden konnten und den Landwirten ermöglicht wurde, die Krankheit zu bekämpfen.[iii]
Crop Wild Relatives enthalten Gene für eine Vielzahl nützlicher Eigenschaften, die übertragen auf die Kulturpflanzen Mehrwert darstellen, da sie die Ernte vergrößern, die Ausweitung der Anbauflächen ermöglichen und den Energieaufwand effizienter gestalten. Aber sie können auch – wie obenstehendes Beispiel illustriert – Katastrophen verhindern. Wilde Kartoffelarten enthalten Gene, die sie resistent gegenüber Kraut- und Knollenfäule machen, also gegenüber der Krankheit, die in den 1840er-Jahren die Kartoffelernte in Irland zunichtemachte und eine Hungersnot auslöste. [iv]Auf die gleiche Weise konnte die Zerstörung in den Weinbergen Europas durch die Reblaus durch Unterlagsreben aus amerikanischen Weintrauben gestoppt werden. [v]Bei den Bananen könnten ebenfalls wilde Bananensorten die Lösung für den sich schnell ausbreitenden Pilz Schwarze Sigatoka bieten, der die Ernterate auf der ganzen Welt senkt.[vi]
Crop Wild Relatives stellen eine Chance dar, die Produktivität und Belastbarkeit in der Landwirtschaft zu steigern. Während die Weltbevölkerung auf über 9 Milliarden Menschen anwächst und der Klimawandel sich immer stärker bemerkbar macht, könnten sie in den nächsten Jahrzehnten unabdingbar werden, um die Ausbreitung von Schädlingen und Krankheiten bei den Kulturpflanzen zu stoppen.
